Signet Blüchert-Verlag
Verzeichnis der zwischen 1950 und 1965 bei Blüchert erschienenen Büchervon (Name)



Antiquarisches (Polemik)

Nach mehrjährigem Stöbern 
in
booklooker, ebay, buchfreund, zvab, hood usw. hier einige Tips für Online-Verkäufer:


1. Es ist nicht nötig, Bücher gleichzeitig auf verschiedenen Plattformen anzubieten. Wer Bücher sucht, findet schnell die Quellen und nervt sich über die Mehrfachangebote, die unötiges Vergleichen mit sich bringen. Es ist zwar interessant zu sehen, dass die Preise desselben Buches je nach dem Anteil, den die entsprechende Plattform in Rechnung stellt, variieren, aber letztlich sind die Unterschiede minimal. Wurde ein Buch dann verkauft, dauert es oft Monate, bis die Angebote aus den anderen Plattformen entfernt werden, und in der Zwischenzeit nerven sich Zweitkäufer über nicht lieferbare Bücher.

2. Sorgfalt bei der Beschreibung: Arbeit hat ihren Wert, und auch antiquarische Bücher dürfen ein paar Euro kosten. Wer Bücher neben Fotodummies für 25 Cent anbietet, für die Beschreibung die "Copy" - "Paste"- Methode verwendet und dann aus Versehen oft Beschreibungen von anderen Büchern kopiert (möglichst noch mit dem Zusatz  "abweichender Titel" oder "abweichende Ausgabe"), sollte die Bücher lieber gleich ins Altpapier tun. Nach ein paar Fehlsendungen wird kein Interessent mehr bei solchen Anbietern etwas kaufen, vor allem wenn (aus verständlichem Zeitmangel) auf Reklamationen nicht reagiert wird.
Angebote mit Tippfehlern in Autoren- und Titelangaben werden von Suchmaschinen nicht erfasst.

3. Zahlreiche Anbieter, auch auf den Plattformen, die erfahrenen Antiquaren vorbehalten sind, haben keine Ahnung von Büchern, und das scheint ansteckend zu sein:
Ein Pappbilderbuch ist ein Bilderbuch für Kleinkinder, bei dem jede Seite beidseitig auf Pappe kaschiert wurde. Immer mehr Anbieter meinen mit diesem Ausdruck "Pappband". Das ist ein Buch, bei dem Deckel und Rücken mit Papier bezogen sind. "Leinen" sollte Ganzleinen sein und nicht Halbleinen (= Leinenrücken). - "Erstausgaben" sollten erste Auflagen sein, nicht irgendwelche Bücher, die der jeweilige Verlag als erster herausgebracht hat: Auch wenn die Ausstattung einer fünften Auflage vielleicht dieselbe ist wie bei der ersten Auflage, handelt es sich dabei nicht um eine Erstausgabe. Und wieso behaupten so viele "1. Auflage" bei ihren Angeboten, obwohl sie gar nicht wissen, ob das stimmt? Es stimmt meistens nicht.
Im angelsächsischen Antiquariatshandel kann es bei "Erstausgaben" vorkommen, dass eine Ausgabe als "1st, 3rd reprint" bezeichnet wird, was bedeutet, dass der unveränderte Satz der ersten Auflage ein zweites, drittes Mal abgezogen wurde, das Buch sich aber (ausser dem Impressum) nicht von der Erstauflage unterscheidet. Bei Blüchert gibt es jedoch selten unveränderte Nachdrucke von Erstauflagen. Im Fall der frühen Disney-Ausgaben wurden zweite Ausgaben oft ganz neu und von anderen Personen übersetzt/bearbeitet, bei weiteren Auflagen sogar die Seitenzahl reduziert. Bei vielen Blüchert-Titeln wurde fast jede Auflage in einer anderen Druckerei hergestellt, was in der Regel einen Neusatz und ein neues Layout mit sich gebracht hat.
Viele Anbieter meinen dem Käufer einen Dienst zu tun, indem sie bei einem angebotenen Buch angeben, bei welchem Verlag und wann das Buch zuerst erschienen ist. Das ist interessant, aber es sollten auch die Daten des gerade angebotenen Buches dabeistehen und ob es eine Original- oder Lizenzausgabe ist. Manchmal ist es auch ein Taschenbuch, das zwanzig Jahre später erschienen ist. Ich habe schon eine ganze Kiste voll von solchen falschen Lieferungen!

Ein aus einer Leihbibliothek aussortiertes Buch, das rundum mit Plastikfolie beklebt ist, nennt man foliert (was nicht dasselbe ist wie "foliiert"; darunter versteht man Blattzählung). Es ist Unsinn, hier den Begriff "Schutzumschlag" zu verwenden. Schutzumschläge sind vom Verlag mitgegebene, bedruckte Umhüllungen, gewöhnlich aus Papier.


4. "Gebunden":  Bücher sind nur gebunden, wenn etwas zum Binden verwendet wurde, z.B. Faden oder notfalls  Metallklammern.
Bei richtig gebundenen Büchern sieht man den Heftfaden im Innern der Lagen, meistens zwischen den Seiten 8/9, 24/25 usw. Sind sie schief gelesen, kann man sie leicht wieder gerade richten, indem man sie von hinten nach vorn (!) durchblättert, die Seiten jeweils gut andrückt und danach das ganze Buch eine Weile beschwert / einpresst. Das dauert zwar eine Minute, man kann sich dafür aber in der Beschreibung das "schief gelesen" sparen.
90 % aller Bücher mit harten Deckeln sind nicht gebunden, sondern gelumbeckt bzw. klebegebunden (mit Leim zusammengeschmiert). Auch wenn viele Hersteller klebegebundener Bücher dies abstreiten würden, ist das eine minderwertige Verarbeitungsform. Gelumbeckte Bücher können nicht wieder gerade gerichtet werden, wenn sie schief gelesen sind, viele lösen sich mit der Zeit zu Loseblattsammlungen auf. Streng genommen können solche Bücher auch keinen "Einband" haben, und ursprünglich handelt es sich dabei wohl um eine "Bindetechnik" für Taschenbücher.  Bei überstehenden Deckelkanten sollte die Bezeichnung "Hardcover" (HC) verwendet werden, oder, da die deutsche Wörterbuch-Übersetzung "gebundene Ausgabe" nicht zutrifft, besser mit festem Deckel. Der Gegensatz "Softcover" (SC) für einen auf Block geschnittenen dünneren Kartondeckel (wie bei die meisten Taschenbuchausgaben) gilt allerdings auch für weiche Kartonumschläge über gehefteten Lagen. Solche langlebigen, wenn auch mit der Zeit abgelutscht aussehenden Taschenbücher nennt man "englische Broschur".

5. Werbegenies: Es mag Kunden geben, die es schätzen, wenn ihnen der Verkäufer das Denken abnimmt, und schnell an die Kasse gehen, damit er endlich das Maul hält. Bei Online-Angeboten für antiquarische Bücher riskieren Verkäufer, die alle ihre Angebote als "Seltenheit", "Rarität", "1a Angebot" usw. bezeichnen, von ersthaften Interessenten ausgelassen zu werden. Das betrifft besonders Beschreibungen, bei denen jede Zeile mehr als vier Schriftarten und mehr als drei Ausrufezeichen enthält. Lassen Sie den Käufer entscheiden, ob ein Angebot interessant ist, und vermeiden Sie unklare Klassifizierungen wie "Dachbodenfund", "Sammlerstück" usw. Für manche Anbieter ist ein Sammlerstück ein 
ungelesenes, originalverpacktes Exemplar mit neuwertigem Schutzumschlag, für andere eine Ruine, bei der die Hälfte der Seiten fehlt. Und die meisten Dachbodenfunde scheinen in Wirklichkeit Kellerfunde zu sein, die jahrzehntelang im Sickerwasser gelegen sind und entsprechend riechen.

6. Restauratoren: Oft kommt es vor, dass bereits gekaufte Bücher in letzter Minute noch "restauriert" werden. Bitte lassen Sie das bleiben! Schnell noch die Seite mit dem in der Beschreibung erwähnten Stempel der Archiv-Abteilung herausreissen, im Glauben, dem Kunden einen Gefallen zu tun, ist gerade so gut, wie einem Gebrauchtwagen vor der Auslieferung noch ein Kilo Zucker in den Tank zu schütten. Und wer "schnell noch" die Risse im Schutzumschlag mit Tesafilm flickt, macht aus einem kleinen Schaden eine irreparable Ruine.
 
KPS, November 2015